Sippen innerhalb der Anwyr
Die Anwyr leben in Sippen zusammen, die von der Mutter bzw. Großmutter als Patriarchin angeführt werden. Es kommt aber durchaus vor, dass sich bei fortdauernden Zwistigkeiten Teile der Sippe lösen und zu einer neuen Sippe zusammenfinden. Jede Sippe besitzt bis zu vier Häuser, in denen zwischen 5 und 50 Frauen leben. Einzig die Mittlerinnen gehören keiner Sippe an.
Die Sippen liegen überall auf dem Hochplauteu verteilt, wobei die meisten um den See im Zentrum liegen. Die Sippen sind auf bestimmte Dinge spezialisiert (z.B. Jagd, Fischfang, Schmiedekunst, Tischlerei ...), betreiben aber alle nebenher auch Landwirtschaft.
Die Sippen
Die Sippen benennen sich in der Regel nach einem Zuständigkeitsbereich, einem Gegenstand oder einem anderen Sinnbild dessen, was sie von anderen Sippen unterscheidet und wofür sie stehen. Manchmal gesellt sich allerdings im Laufe der Zeit auch ein Spottname hinzu, den die jeweiligen Sippenangehörigen dann aber besser nicht hören sollten (auch wenn sie ihn vermutlich kennen).
Jagd und Krieg (240 Frauen)
Alle Anwyr werden als Jugendliche an den Waffen ausgebildet und schwören die Mowli mit ihrem Leben zu schützen. Und in jeder Sippe gibt es ein paar Frauen, die im Falle eines Alarms zum Kampf eingeplant sind. Doch einige Sippen haben sich den Kampf besonders zu eigen gemacht und auch besondere Aufgabengebiete.
- Korb-Sippe (45 Jägerinnen und Wächterinnen des Korbs)
Sie haben viele Jägerinnen und Kriegerinnen in ihren Reihen und ihre Aufgabe ist es u.A. den Korb zu bedienen und zu bewachen. Dass die Bedienung des Korbs eine kräftezehrende Aufgabe ist, sieht man den meist recht kräftig gebauten Sippenangehörigen an. Bei den anderen Sippen gelten sie daher als etwas einfältig. Ganz so einfältig können sie allerdings dann doch nicht sein, denn der Korb ist eine vergleichsweise komplexe Maschinerie, die auch in Stand gehalten werden muss.
- Schild-Sippe (50 Leibwächterinnen der Mowli)
Ihre Aufgabe ist es, die Mowli bzw. den Mowlipa zu beschützen. Einige von ihnen sind darüber hinaus auch in strategischen Dingen geschult und stehen im Kriegsfall als Anführerinnen bereit für die von anderen Sippen entsandten Kämpferinnen. Im Moment stellen sie mit Zosa auch die oberste Heerfrau. Bei den anderen Sippen gelten sie allerdings als überheblich und werden auch die Herab-Sippe genannt.
- Hieb-Sippe (50 Wächterinnen des Hiebs)
Der Hieb ist der Teil des Anwyrpa, der als Zugang besonders bewacht werden muss. Sie sind auch die einzigen, die das Privileg besitzen mit den Ken-Tike Handel zu betreiben. Das beinhaltet schließlich auch die Verwaltung über die Heimstatt der Mehrung, weshalb man sie bei den anderen Sippen insbesondere damit assoziiert und daher auch Schwengel-Sippe nennt.
- Pirsch-Sippe (40 Jägerinnen)
Auf dem Anwyrpa lassen sich nur eine begrenzte Menge an Tieren halten. Um mehr Fleisch auf den Tisch zu bekommen, müssen die Anwyr den Fels verlassen und auf die Jagd gehen. Das ist nicht ungefährlich, denn dort gilt es anderen Stämmen aus dem Weg zu gehen und trotzdem Beute zu machen. Die Pirsch-Sippe ist darin speziell ausgebildet und hat daher das Privileg der Jagd, wofür sie sich z.T. noch Unterstützung bei anderen Sippen holen.
- Sammler-Sippe (35 Sammlerinnen)
Der Anwyrpa liefert viele Rohstoffe, doch längst nicht alle, die die Anwyr benötigen. Ein Teil des Fehlenden lässt sich über die Ken-Tike oder die Dagga einhandeln, doch die Mengen z.B. für Holz und Eisenerz reichen bei weitem nicht und es ist natürlich günstiger, solche Rohstoffe selbst besorgen zu können.
Hinzu kommen noch vier weitere, kleinere Sippen, die sich von den obigen abgespaltet haben.
Handwerk (375 Frauen)
Einfache handwerkliche Dinge (z.B. Körbe herstellen) werden eigentlich in allen Sippen beherrscht. Doch verfügen die Anwyr auch über teilweise sehr fortschrittliche Handwerkskünste, die viel Fachwissen oder spezielle Geräte und somit eine Spezialisierung erfordern.
- Glut-Sippe (50 Schmiedehandwerk)
Die Schmiedekunst der Anwyr wird auf Grom nur noch von den Ly'ten selbst übertroffen. Die Schmiedinnen der Anwyr müssen das benötigte Eisen selbst verhütten und verarbeiten dabei große Mengen an Erz und Kohle. Doch nicht nur Stahl wird von den Anwyr verarbeitet (meist zu Waffen und Werkzeugen), sondern auch Silber (zu Schmuck). Die Glut-Sippe ist hoch angesehen bei den Anwyr, da ihre Produkte (vor allem die Waffen) überlebenswichtig sind.
- Schwarz-Sippe (25 Köhlerinnen)
Um schmieden zu können benötigt man Holzkohle. Diese herzustellen ist die Aufgabe der Schwarz-Sippe. Das notwendige Holz muss relativ mühselig über den Korb auf den Fels hinaufgeschafft werden. Das übernehmen die Sammler- und die Korb-Sippe. Die Schwarz-Sippe wiederum hat ihre Köhlerfeuer nur wenige hundert Meter vom Korb entfernt (Holzkohle ist nun mal deutlich leichter als Holz). Die Mitglieder der Schwarz-Sippe sind nicht besonders angesehen und gelten als schmutzig, einfältig und faul.
- Span-Sippe (50 Zimmerleute)
Die Anwyr sind sehr kunstfertig in der Holzverarbeitung. Sie fertigen u.A. Dächer und Fachwerk, Möbel, Stiele für Werkzeuge aber auch Bögen. Die nötigen Stämme werden nur zum kleinen Teil auf dem Anwyrpa gefällt, der weitaus größte Teil muss über den Korb (bzw. dessen Seilzug) nach oben geschafft werden. Die Verarbeitung zu Bauholz erfolgt mühselig mit Sägen und Äxten.
- Gerb-Sippe (50 Gerberinnen und Sattlerinnen)
Die Anwyr sind durchaus geschickt darin Häute zu Leder zu gerben. Aus dem Leder wird Kleidung, Rüstungen, Gürtel sowie Riemen für allerlei Zwecke hergestellt. Gedankt wird das der Gerb-Sippe allerdings nicht unbedingt, gelten sie doch bei den etwas hochnäsigeren Anwyr auch als die Stänker-Sippe.
- Weber-Sippe (40 Weberinnen)
Die Kleidung für den täglichen Bedarf besteht bei den Anwyr in der Regel aus strapazierfähigem Leder. Doch gibt es auch aufwändigere Kleidung für festliche Anlässe oder für die Mowli. Um Pflanzenfasern zu verarbeiten, Stoffe zu weben und daraus Kleidung herzustellen braucht es Spezialistinnen, die in der Weber-Sippe zu finden sind. Für viele Anwyr ist das allerdings luxuriöser Unsinn, den - außer der Mowli - niemand braucht.
- Seil-Sippe (45 Seilerinnen)
Wesentlich handfester und in ihrem Nutzen unumstritten sind dagegen Seile aus Pflanzenfasern. Sie werden überall gebraucht, wobei die langen Seile für die Körbe und die Seilzüge am Hieb natürlich am hervorstechendsten sind - und auch am schwiergsten zu fertigen.
- Stein-Sippe (40 Steinmetzinnen)
Hauptaufgabe der Stein-Sippe ist es, die Fundamenten der Sippen-Häuser zu bauen. Die nötigen Steine stammen großteils aus abgetragenen Ruinen, inzwischen aber auch immer mehr aus einem Steinbruch im Osten des Anwyrpa.
Hinzu kommen von 5 weitere, kleinere Sippen, die sich von den obigen abgespaltet haben. Ihr Ansehen ist noch ziemlich gering.
Lebensmittel-Erzeugung (120 Frauen)
Lebensmittel erzeugen eigentlich alle Sippen. Sie bestellen die Felder, halten Tiere (und schlachten sie auch) und sammeln Beeren und Pilze. Einige Sippen haben aber spezielle Aufgaben für die Versorgung der Anwyr.
- Mehl-Sippe (30 Müllerinnen)
Die Anwyr bauen Korn an. Um dieses zu mahlen haben sie eine Wassermühle oberhalb des Hiebs gebaut. Diese kann auch für das hochziehen schwerer Lasten statt zum Mahlen verwendet werden. Die Wartung der ganzen Maschinerie und die Herstellung des benötigten Mehls ist Aufgabe der Mehl-Sippe.
- Brot-Sippe (25 Bäckerinnen)
Den Großteil des Korns nehmen die Anwyr in Form von Brei zu sich. Sie backen aber auch in geringerem Maße Brot. Die Wartung des großen Ofens (der auch für Fleisch verwendet wird) und das Brotbacken ist Aufgabe der Brot-Sippe.
- Honig-Sippe (15 Frauen)
Die Anwyr essen nicht nur gerne Honig, sie züchten daneben auch ganz bewusst Honigbienen, um die Befruchtung der Felder sicherzustellen. In seltenen Fällen verlässt die Honig-Sippe auch einmal den Anwyrpa, wenn in allzu verlockender Nähe ein Bienenschwarm gefunden wird.
- Nachen-Sippe (25 Fischerinnen und Bootsbauerinnen)
Der kleine, recht seichte See auf dem Anwyrpa rechtfertigt kaum dafür Boote zu bauen. Doch die Anwyr benötigen die "Nachen" letztlich auch für einen anderen Zweck. Denn von Zeit zu Zeit müssen sie mit den Dagga Handel treiben, um gewisse Substanzen aufzutreiben, die für den Kindtrunk unerlässlich sind. Diese zu besorgen ist Aufgabe und Privileg dieser Sippe. Und natürlich noch etwas Fischfang.
- Speicher-Sippe (25 Frauen)
Unwetter können auch bei den Anwyr leicht einmal eine Ernte vernichten. Um dagegen gewappnet zu sein, wird stets ein gewisser Teil der Lebensmittel für schlechte Zeiten eingelagert. Für die Einlagerung und dass dort nichts verdirbt ist die Speicher-Sippe zuständig. Ihr ständiges Beschwören drohender Katastrophen hat ihnen auch den Beinamen Heul-Sippe eingebracht.
Sonstiges (80 Frauen)
Schließlich gibt es da Sippen mit speziellen Aufgaben ...
- Knochen-Sippe (30 Totengräberinnen)
Die Anwyr vergraben oder verbrennen ihre Toten nicht, sondern legen sie auf hölzerne Gerüste, wo sie von Vögeln aufgepickt werden. Die übrigen Knochen werden gesammelt und in die Knochenkammer gebracht. Um all das kümmert sich die Knochen-Sippe. Von den anderen Anwyr werden sie auch die Totenpicker genannt und bereiten den meisten Anwyr ein leichtes Unbehagen. Weiterhin hat die Toten-Sippe die wenig dankenswerte Aufgabe körperliche Strafen zu vollziehen, falls die Sippe der Übeltäterin dies nicht selbst vollziehen will.
- Magd-Sippe (50 direkte Dienerinnen im Mowlipa)
Der Mowli nahe zu sein und ihr selbst dienen zu können gilt bei den Anwyr als höchste Ehre. Diese hat schon seit ewigen Zeiten die Magd-Sippe inne, die dieses Privileg eifersüchtig verteidigt. Von den anderen Sippen werden sie auch despektierlich und ein wenig eifersüchtig Buckler-Sippe genannt, weil zu ihren Pflichten auch die Reinigung des Mowlipa gehört.
Das Leben in den Sippen
Die Patriarchinnen der Sippen treffen sich alle drei Tage in einem der Sippenhäuser, um über gemeinsame Fragen zu beraten und Beschlüsse zu fassen. Normalerweise sind auch die drei Mittlerinnen bei diesen Treffen anwesend. Übliche Themen die dort besprochen werden sind:
- Die Übergabe von produzierten Waren an andere Sippen und welche Lieferung ggf. Priorität hat, wenn mehrere Sippen Waren anfordern (was eigentlich immer der Fall ist).
- Die Unterstützung anderer Sippen bei besonders arbeitsintensiven Aufgaben.
- Die Unterstützung durch Spezialistinnen anderer Sippen.
- Abstimmung von Fragen, die der Mowli zur Entscheidungen vorgelegt werden sollen.
- Den Wechsel von Mädchen (nach den zwei Jahren bei der Mowli) oder erwachsenen Frauen (als Bräute) in andere Sippen. Hierfür entscheidend sind letztlich nur die Patriarchinnen der beteiligten Sippen.
- Klagen über Angehörige anderer Sippen, im Ergebnis oft verbunden mit der Aufforderung an die Sippe, die betreffende Frau zur Raison zu bringen. Letztlich ist dies auch immer eine Schande für die betreffende Sippe.
- Gerichtsverhandlungen bei Vergehen, die so weitreichend sind, dass sie die Zuständigkeit einer Sippe überschreiten.
Die einzelnen Sippen bzw. deren Patriarchinnen haben dabei durchaus nicht den gleichen Status. Bei manchen Sippen kommt es fast einer Majestätsbeleidigung gleich eine Klage vorzubringen und einzelnen Patriarchinnen sind besonders hoch angesehen - ihr Wort hat daher auch höhere Bedeutung, wenn es zu Gerichtsverhandlungen kommt.
Die Treffen der Sippenführerinnen finden auch nicht bei allen Sippen statt, sondern in der Regel bei den besonders großen und geachteten Sippen.