Die Geschichte der Anwyr
Fragt man die alten Frauen, so reicht die Geschichte der Anwyr bis in uralte Zeiten zurück. Auch die zu unzählbaren, zu Staub zerfallenden Knochen in der Knochenkammer bestätigen, dass die Anwyr schon sehr lange auf dem Anwyrpa leben müssen.
Doch außer den Mittlerinnen und der Mowli selbst, kann keine Anwyr schreiben. Falls es dennoch eine niedergeschriebene Chronik der Anwyr geben sollte, so kann sie zumindest außer diesen niemandem zugänglich und ihr Inhalt wird geheim gehalten. Bekannt ist jedenfalls, dass es im Mowlipa uralte Schriftrollen gibt (praktisch jede Anwyr hat sie als Kind gesehen), doch was darin geschrieben steht, darüber schweigen die Mittlerinnen, falls sie es denn selbst wissen.
Die Geschichte der Anwyr wird somit in Form von Sagen mündlich überliefert. Sie werden von den alten Frauen an die jungen Mädchen weitererzählt und beinhalten fast immer eine Lehre.
Geschichte
Die wahre Geschichte der Anwyr ist nur der Mowli, sowie - in etwa ab der Besiedelung des Anwyrpa - auch den Mittlerinnen bekannt.
Jahr | Ereignis |
920 v.D. | Mawalyn (die spätere Mowli) wird geboren. |
898 v.D. | Flucht aus Nylador (14./15. Tag des Monats Schlange) In der Blutnacht taucht in Mawalyns Burg in Nyvar (an der selben Stelle, wo sich auch heute noch die Stadtfestung mit dem Gefängnis befindet) plötzlich ein fremder Mensch auf [einer der Helden], der von einem schmutzigen kleinen Jungen begleitet wird, den er Sperling nennt. Wie der Mann unbemerkt in die Burg gelangen konnte und an ihrer Leibwächterin Rihaia vorbei kam, ist unklar. Er warnt Mawalyn, dass sie sofort fliehen muss, wenn sie nicht wie ihre Schwester sterben wolle. Während des Gesprächs taucht plötzlich ein abgerissener Trupp Reiter, angeführt von Larskil Vala, vor der Residenz auf und verlangt Einlass, angeblich mit Kunde von Mounalyn. Der fremde Mensch warnt Mawalyn jedoch davor, die Krieger einzulassen und in der Tat geht Larskil wutentbrannt zum Angriff über, nachdem ihm der Einlass verwehrt wurde. Doch noch sind die Angreifer zu wenige, um die Mauern der Burg zu überwinden. Plötzlich verschwindet der Mann wieder so plötzlich, wie er gekommen ist - Sperling jedoch bleibt zurück und greint nach einer weiteren Person namens "Ratte", die jedoch nirgendwo zu finden ist. Auch sonst kennt offenbar niemand in Nyvar, das zu dieser Zeit mehr eine Ansammlung prächtiger Gehöfte ist, den seltsamen Mann, Sperling oder gar jemanden, die sich "Ratte" nennt. In der Burg sind nur noch 150 Männer - davon nur zur Hälfte Ly'ten-Krieger unter der Führung von Mawalyns Verlobten Tartyn, der Rest sind menschliche Knechte und Diener. Sobald also Verstärkung für Larskil eintrifft, wird die Lage hoffnungslos. Tartyn und Mawalyn entschließen sich daher mit den Flussbooten, die sie noch haben an's südliche Ufer überzusetzen. Sie nehmen alle Ly'ten und Menschen mit (inkl. Sperling), sämtliche Pferde und die Schätze. Als Larskil am nächsten Morgen, verstärkt durch 200 Mann Fußtruppen, die Burg stürmt, findet er diese leer vor. 500 Personen (150 Männer, 350 Frauen und Kinder - je zur Hälfte Ly'ten und Menschen) |
898 v.D. | Die letzte Schlacht der Ly'ten (20. Tag des Monats Schlange) Die Flüchtlinge werden von Larskil Vala und seinen Reitern verfolgt, die inzwischen weiter westlich über den Nyrkjel gekommen sind (es gab damals bereits eine Brücke). Um Mawalyn Zeit zu verschaffen entschließt sich Tartyn, ihre alle Pferde zu überlassen und sich mit den verbleibenden Kriegern und Knechten in einem Tal zum Kampf zu stellen. Es gelingt ihm die Reiterei von Larskil entscheidend zu dezimieren, doch er und alle seine Begleiter finden dabei den Tod. Die Schlacht findet übrigens in dem kargen Landstrich zwischen der Ma'ischa und Nylador, südlich des Waldes statt. Heute führt dort eine eher selten befahrene Straße entlang. 350 Personen (10 Männer alle Lyten, der Rest Frauen und Kinder - je zur Hälfte Ly'ten und Menschen) |
898 v.D. | Der Schatz wird im Nyrkjel versenkt (25. Tag des Monats Schlange) Die Flüchtlinge sind inzwischen ziemlich am Ende ihrer Kräfte. Ihre Verfolger haben sie, mit den wenigen verbleibenden Pferden, nach Norden zu abgedrängt, wo sie an der Weißfurt auf den Nyrkjel stoßen. Die Gegend dort ist durch den Vorstoß der Mahrnad entvölkert. Beim Übersetzen über den Fluss greifen Larskil Vala und seine Männer an, woraufhin Mawalyn ihre auf drei Flöße gepackten Schätze dem Strom überlässt und diesen mit ihrer (zu dieser Zeit noch eher schwachen) Magie anschwellen lässt. Sie hält den Zauber bis fast zur Besinnungslosigkeit aufrecht. Ihre Leibwächterin Rihaia schleppt sie schließlich in den nahen Narfal, wo Mawalyn mit letzter Kraft eine Magie wirkt, um Dornhecken hinter ihnen wachsen zu lassen und so ihren Fluchtweg zu tarnen. In der Tat gelingt es Larskils Männer nicht, die Flüchtlinge dort aufzuspüren und auch die Flöße mit den Schätzen bleiben verschwunden. Womit die Ungewissheit bleibt, ob sich darauf wirklich die Schätze befanden, oder ob Mawalyn diese nicht vielleicht doch mitgenommen hat (wer wäre schließlich so wahnsinnig, solche Reichtümer einfach zu versenken). Jahrelang durchstreifen Larskils Häscher das Gebiet auf der Suche nach den Flüchtlingen. |
898 bis 890 v.D. | Die ersten Jahre im Narfal sind hart: Ständiger Hunger plagt die Flüchtlinge, Krankheiten raffen die Geschwächten dahin, im Winter wird es teils eisig kalt und die fremde Umgebung mit wilden Tieren forderte ihren Tribut, zugleich werden in dieser Zeit aber auch die ersten Kinder geboren, von denen allerdings nicht viele überleben. Hin und wieder kommen auch die Häscher Larskils ihnen gefährlich nahe, doch die wenigen, die gefährlich nahe kommen, können getötet werden. Gleichzeitig hofft Mawalyn noch immer auf eine Normalisierung der Lage in Nylador und einen Gegenangriff der ausgewanderten Ly'ten auf deren Stammland. Doch dieser bleibt aus und so entschließt sie sich schweren Herzens durch den Narfal nach Süden zu ziehen, in der Hoffnung auf diese Weise irgendwann nach Karfan zu gelangen, wo sie die überlebenden Ly'ten vermutet. Sperling, der an die Härte des Lebens zuvor schon gewöhnt war, reift in dieser Zeit zu einem tapferen jungen Mann heran und wird rasch zum besten Späher und einem trickreichen Krieger der noch namenlosen Flüchtlinge. Als eine Art Ziehsohn von Mawalyn genießt er zudem deren besonderes Vertrauen und einen entsprechend Status. Unter den Mädchen und jungen Frauen fliegen ihm die Herzen zu, auch wenn er diesen jeweils den wenig schmeichelhaften Kosenamen "Ratte" gibt (ohne dies jemals zu erklären). Er wird zum Vater nicht weniger Kinder, die in dieser Zeit geboren werden. 300 Personen (20 Männer - Ly'ten, Menten und Menschen, der Rest Frauen und Kinder - je zur Hälfte Ly'ten und Menschen, wobei nun auch immer mehr Menten hinzu kommen) |
889 bis 870 v.D. | Die Wanderung nach Süden Über ein Jahr lang ziehen die Flüchtlinge in mehreren Etappen nach Süden, durchqueren den Dschungel (dessen Klima immer tropischer und lebensfeindlicher wird), überqueren Flüsse, kämpfen gegen feindselige Eingeborene und rasten immer wieder längere Zeit, nur um dann doch weiterziehen zu müssen. 250 Personen (50 Männer - Menten, Ly'ten und Menschen, der Rest Frauen und Kinder - je zur Hälfte Ly'ten und Menschen, wobei nun auch immer mehr Menten hinzu kommen) |
869 bis 863 v.D. | Die erste Zuflucht Auf einem Berg an der Grenze zwischen Narfal und Mirwad finden die Flüchtigen ihre erste Zuflucht. Erstmals bauen sie nicht nur einige Hütten, sondern dauerhafte Unterkünfte und bestellen auch wieder Felder. Doch dann zwingen Unwetter und lang anhaltender Regen sie dazu erneut weiter zu ziehen. Einige wenige Eingeborene (Männer und Frauen) schließen sich ihnen an. 300 Personen (75 Männer - Menten, Ly'ten und Menschen, der Rest Frauen und Kinder - je zur Hälfte Ly'ten und Menschen, wobei nun auch immer mehr Menten hinzu kommen) |
861 v.D. | Der Anwyrpa Die Dagga, der Anwyrpa und der Kampf gegen den Drachen |
860 v.D. | Späher werden ausgesandt ... und kommen nicht wieder |
859 v.D. | Gescheiterte Revolte der Männer ... sämtliche Männer und Jungen werden von Mawalyn verbannt. Einige Frauen folgen ihnen. |
858 v.D. | Mawalyn erfindet den Kindtrunk - die erforderlichen Männer sind Eingeborene (teils Gefangene, teils solche mit denen man Handel treibt) |
460 v.D. bis 455 v.D. | Mawalyn ist mittlerweile 460 Jahre alt und die letzte noch lebende Ly'ten. Die Mittlerin Syra'dy (eine Menten, die selbst bereits 60 Jahre alt ist) beginnt die Analen der Anwyr und ihre wichtigsten Erkenntnisse (u.A. Gespräche mit der Mowli) in Tontafeln zu ritzen. Fünf Jahre später sterben sie und ihre Nachfolgerin bei einem Kampf gegen Eingeborene. Sie wird zusammen mit ihren Analen als Grabbeigabe in der Knochenkammer beigesetzt, wo die Analen rasch in Vergessenheit geraten. |
Mawalyn nannte diesen Berg "Anwyr'par", den Berg der Zuflucht, und so entstand auch der Name ihres kleinen Volkes. Ihr eigener Name verschliff sich im Laufe der Jahrhunderte zur "Mowli" und wurde zu einem Synonym für die geheiligte Anführerin.