Die Analen der Syraday
Die folgenden Aufschriebe sind die letzten noch lesbaren Fragmente der Aufschriebe einer Mittlerin, deren Name vermutlich "Syraday" lautete.
Die Analen bestehen aus ursprünglich vermutlich 59 numerierten Tontafeln in dakorianischer Sprache und Schriftzeichen (bzw. Ly'ten-Schriftzeichen). Die Schriftzeichen wurden offenbar in den noch feuchten Ton eingeritzt und später in der Sonne ausgehärtet. Von den Taflen sind inzwischen nur noch die folgenden in Teilen lesbar, was allerdings sorgfältige und geduldige Arbeit erfordert. Jede Tafel war ursprünglich rechteckig, relativ dünn und in etwa handtellergroß, wobei viele Tafel inzwischen zerbröckelt sind und einige dazwischen auch ganz fehlen.
Die Kiste in der sich die Tafeln großteils befinden bestand ursprünglich aus kupferbeschlagenem Holz und war vermutlich sehr sorgfältig gearbeitet, mit Trennleisten zwischen den Tontafeln. Allerdings ist das Holz inzwischen vermodert bzw. mehr schlecht als recht durch rohe Latten ersetzt worden, die das dünne Kupferblech notdürftig zusammenhalten. Die ursprüngliche Kiste hätte Platz für noch deutlich mehr Tontafeln geboten.
Der Schriftzug "Syraday, Leibmagd der Herrin Mawaly" ist auf einem getriebenen Silberblech zu finden, das mit dem Kupferblech vernietet ist. In der Kiste befinden sich neben den Tafeln und reichlich Tonkrümeln auch zwei eiserne Schreibgriffel, die vermutlich zum einritzen der Schriftzeichen verwendet wurden.
Tafel 7
(4 Fragmente, nur z.T. noch lesbar)
... jener Nacht hat Sie ihre Diener und Dienerinnen tief hinab in den Keller des alten Volkes gesendet, wo wir Zuflucht suchten. Grauen erschütterte uns, als wir den Berg unter Seinem zornigen Ruf erzittern spürten. Mawali jedoch schritt furchtlos hinauf, obschon wir sie zurückhalten wollten ...
... dass sie den Tod gefunden hätte. Dann aber nach Stunden voll Niedergeschlagenheit kehrte Sie wieder. Das Kleid zerrissen, das Haar versengt doch ...
... sollt ihr nicht fürchten. Sterbe ich aber dereinst, so sollt ihr meinen Körper den Lüften darbringen und im Keller Schutz...
... bauten wir [unleserlich] wieder auf, schöner, größer und fester als zuvor ...
Tafel 12
(relativ gut erhalten)
Im zweiten oder dritten Jahr der neuen Heimstatt hatte die Herrin Mawali befohlen Späher auszusenden, die die Umgebung erkunden sollten. So geschah es, dass 6 geschickte Krieger und Kriegerinnen ausgesandt wurden.
Doch keiner von ihnen kehrt jemals zurück. Das Herz der Anwyr blutete und die Herrin trauerte, wie sie zuletzt so sagte man bei Sperlings Tod getrauert hatte.
Kjartyn schlug nun vor erneut Späher zu entsenden, doch die Herrin verbot weiteres Leben zu gefährden. Es scheint seit dem als wären wir gefangen auf einer Insel im unendlichen Waldmeer, verdammt auf immer dort unser Dasein zu fristen.
Tafel 17
(nur zu 2/3 erhalten, z.T. nicht mehr lesbar)
... doch auch Ly'ten ... [fehlend] ... ihre Spanne. Was aber soll aus ... [fehlend] ... ihre Zeit kommen wird? Bald 500 Jahre sind seit der Flucht vergangen und obschon unsere Herrin zu den Edelsten der Edlen gehört, muss doch auch Ihr das Vergehen drohen.
Als Mawali meine angstvollen Worte vernimmt spricht sie:
"Sei ohne Kummer, denn mein Ende kann nicht kommen, bis der Seher mir wieder erscheint, der mich einst warnte. Wann aber dies geschehen wird, ob morgen oder in 1.000 Jahren, vermag ich nicht zu sagen."
Wer aber dieser Seher sei, woher er kam, wohin er ging, darüber verliert sie kein Wort. Vielleicht ist er der Vater von Sperling, was ich folgere, da ...
Tafel 18
(stark verchmutzt mit Kerzenwachs und abgenutzt)
... doch etwas mögen meine Worte doch bewirkt haben, denn die Herrin Mawali hat nun die Sitte begonnen, dass unsere noch kleinen Kinder ... [unleserlich]...
... Sie, weshalb dies so sein solle, da die Kinder ... [unleserlich] ... Würde des Palastes unzuträglich waren. Sie aber ... [unleserlich] ... erinnern sollten und ... [unleserlich] ... Vergehen bewahren würde.
Da bin ich erschrocken... [unleserlich] ... in Frage gestellt hatte. Mit ... [unleserlich] ... dafür die jüngsten und lebhaftesten ... [unleserlich] ... schicken und dies zum Gebot für alle Zeiten zu machen.
Tafel 29
(gut erhalten)
Über diesen Verrat war die Herrin Mawali voll gerechtem Zorn. Und so befahl sie, dass jeder Mann, gleich welchen Alters die Heimstatt bis Sonnenaufgang verlassen müsse.
Darüber brach unter ihren Mägden große Bestürzung aus. Auch einige der Mägde mit jungen Söhnen brachen vor Kummer die Treue zur Herrin Mawali und so waren am folgenden Morgen nur mehr zwei von dreien in der Heimstatt des Anwyrpa zu finden.
Denen die gingen aber erlegte die Herrin Mawali auf, dass sie jede Erinnerung an die Heimstatt verlören. Und sie schuf den mächtigen Zauber der Tilgung, den sie an jedem der ging vollzog, auf dass sie nie mehr zurückfinden mögen.
Uns Frauen aber die blieben nannte sie seit dieser Zeit ihre treuen Anwyr, was uns mit Stolz erfüllt. Trotzdem blieb zuerst die Sorge, wie es uns ohne Mannsvolk ergehen würde.
Tafel 32
(nur ein Fragment, kaum lesbar)
... tauscht diese Dinge bei den Schlammleuten. Sie werden ihren Preis fordern, doch bezahlt ihn, denn eine Tochter an Stelle eines Sohnes in sich zu tragen ist jedes Mühsal wert ...