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Ziratais Sage

Ziratais Sage handelt von einem in Not geratenen Stamm und seiner Flucht vor den Feinden. Sie wird vor allem bei den Tana-Kai und Wo-Kai-Ta erzählt.

Einst lebte der Stamm in fruchtbaren Weidegründen. Das Gras war dicht und grün im Sommer und Bäume spendeten Schatten. Die Winter waren mild, viel milder als sie es heute sind, und der eisige Biss des Winters rief nur wenige zu den Ahnen.

Lange Zeit lebte der Stamm in Frieden mit seinen Nachbarn und zog nur noch wenig umher. Doch der Friede lockte Feinde an. Gierig und mordlüstern waren diese und mit den bösen Geistern im Bunde. Ihre Gesichter waren von eisernen Masken bedeckt und von den Hufen ihrer Pferde stob Feuer, das das Gras zum Brennen brachte. Die Eisernen nannte man sie und ihr Ruf ließ das Herz der Furchtsamen verkrampfen und auch die tapfersten und wildesten Krieger wussten um ihren Ruf und waren vorsichtig.

Auch der Stamm hatte schon von ihnen gehört und dem Unglück, das sie über andere Stämme gebracht hatten. Doch die Alten waren sorglos, hatten sie doch in ihrem langen Leben nie gegen dergleichen kämpfen müssen. Auch hatten sie den Eisernen Geschenke dargebracht und hofften dadurch deren Gier zu besänftigen.

Eines Morgens verließen die jungen Krieger den Stamm, um zu jagen und die Herden zu hüten. Zu denen die bei den Zelten blieben gehörte Zirai, eine junge Geisterseherin. Zu ihr sprachen die Ahnen:

"Brecht auf, sofort, oder ihr alle seid des Todes!"

Zirai erstarrte vor Furcht. Doch dann besann sie sich und rief die Alten zu sich. Sie erzählte ihnen, was die Ahnen zu ihr gesprochen hatten. Doch die Alten waren uneins, was zu tun sei. Die Zweifler und Trägen sagten, dass böse Geister zu Zirai gesprochen hätten, doch viele andere glaubten an die Warnung der Ahnen und so wurde beschlossen, dass die Frauen und Kinder rasch aufbrechen sollten, die Uneinsichtigen aber bei den Zelten zurückbleiben sollten.

So geschah es. Unter Zirais Weisungen brachen viele Frauen, Kinder und auch die wenigen Männer auf, die bei den Zelten zurückgeblieben waren. Sie hatten nur das Nötigste bei sich und waren noch nicht lange geritten, als sie hinter sich Schreie hörten und den fetten Rauch aufsteigen sahen, der seit jeher der Begleiter des Todes ist.

Die Furcht griff nach ihnen und lähmte ihre Herzen, doch Zirai sprach ihnen Mut zu, da sie auf die Worte der Ahnen vertraute. Bald schon meldeten die Späher, dass die Eisernen sie verfolgten und Zirai wusste, dass deren Krieger sie bald einholen würden. Da verfiel sie in höchster Not auf eine List.

Zwischen den Felsen und Höhlen einer Schlucht versteckten sich die Frauen, Alten und Kinder. Zirai aber und einige Krieger nahmen die Pferde mit sich und ließen eine Spur hinter sich, der die Eisernen in ihrem Blutrausch folgten. Auch führten sie viel Wasser mit sich und ritten damit in die Steppe, die zu dieser Zeit trocken und heiß war.

Die Eisernen folgten ihnen in ihrer Mordgier viele Tage lang, vermochten sie aber nicht einzuholen. Immer weiter zogen, bis ihnen das Wasser ausging, ihre Pferde zusammenbrachen und sie einer nach dem anderen vor Durst niedersanken. Da aber kehrten Zirai und ihre Krieger zurück und töteten sie.

Nur einen Krieger verschonten sie und sandten ihn als Warnung zu seinem Volk zurück. Dann kehrten sie rasch zu ihren zurückgelassenen Verwandten zurück, die bereits hungerten und der Verzweiflung nahe waren. Groß war ihre Freude, als Zirai ihnen die Beute der Eisernen brachte und sie sich daran laben konnten. Von diesem Tag an ging der Stamm wieder auf Wanderschaft, stets bereit alles hinter sich zu lassen.

Die Eisernen aber wagten ihnen nun nicht mehr zu folgen. Denn wer bereit ist alles hinter sich zu lassen, von dem ist der Tod die einzige Beute, die man erwarten kann.