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Pailatars Sage

Pailatars Sage handelt von der Bestimmung eines Menschen. Sie betont einerseits die Unabänderlichkeit der menschlichen Geschicke, andererseits aber auch davon, dass das jeder Einfluss auf sein Schicksal hat. Das darin enthaltene Paradox ist immer wieder Anlass für Dispute unter weisen Wo-Kai.

Vor vielen Sommern lebte Pailar. Er war ein kräftiger junger Krieger, ein geschickter Reiter und ein kühner Späher. Zudem war er edelmütig in seiner Gesinnung und daher versprach man sich viel von ihm in seinem Stamm.

Eines Tages ritt Pailar auf der Suche nach guten Weidegründen auf einen Spähritt, als er an einem Feuer eine alte Frau bemerkte. Wie es die Sitte gebietet grüßte er sie achtsam und sie bot ihm ihre Gastfreundschaft an. Er setze sich zu ihr und als sie ihre Vorräte teilten bemerkte er, dass sie blind war. Pailar wunderte sich, was sie alleine hier tat und vermutete, dass ihr Stamm sie wegen eines Frevels verstoßen hatte. Doch es war bereits spät, es wäre unschicklich gewesen ihre Gastfreundschaft zu missachten und so verbrachte er die Nacht an ihrem Feuer.

In dieser Nacht aber rief die Alte die Ahnen zu sich und bald waren sie am Feuer von deren Geistern umgeben, die sich in großer Zahl um sie drängten. Obwohl kühn von Natur, erfasste Pailar doch die Furcht. Die Alte aber fragte die Ahnen nach dem Schicksal ihres jungen Besuchers, ehe dieser sie noch zurückhalten konnte - ahnte er doch, dass aus solch einer Frage nichts Gutes erwachsen konnte.

Dies aber wisperten die Geister:

"Jede Heldentat wird Dir den sicheren Tod bringen. Nur die Feigheit wird Dir das Leben gestatten, Dich jedoch zu einem Leben in Schande verdammen. Erlösung von diesem Fluch wird Dir nur der Verrat bringen."

Entstetzt über diesen grausamen Fluch sprang Pailar auf sein Pferd und floh in die Nacht, zurück zu den Herden seines Stammes.

Noch immer geschüttelt vor Entsetzen und daher unvorsichtig überquerte er kurz vor dem Ziel am nächsten Tag einen Hügel. Dort aber traf er auf eine große Schar von Kriegern des verfeindeten Nachbarstammes, die seinen Weg kreuzten. In einem wilden Ritt galoppierte er davon und lockte sie weg von den Herden seines Stammes. Nach einiger Zeit aber strauchelte sein müdes Pferd und alsbald war er umringt von Feinden, die ihre Speere auf ihn richteten und ihn gefangen nahmen.

Ihr Anführer aber sprach:

"Verrate uns, wo wir die Herden Deines Stammes finden und wir werden Dich ziehen lassen! Tust Du dies nicht, so werden wir Dich foltern und schließlich töten, also sprich!"

Da erkannte Pailar den Fluch. Ein Verrat hätte ihm das Leben geschenkt und überdies von dem Fluch erlöst, doch ihn zugleich für immer entehrt. Schwieg er jedoch, so war ihm der Tod sicher. Da ihm jedoch seine Ehre über alles ging schwieg er und so begannen sie ihn einer grausamen Folter zu unterziehen.

Pailar spürte, dass ihn die Schmerzen alsbald zum Verrat zwingen würden und so tat er das einzige was ihm noch blieb um sein Schweigen zu sichern und biss sich selbst die Zunge ab.

Da aber ließen sie zornig und auch ein wenig erschrocken von ihm ab und brachen auf, denn sie wollten Beute machen und hatten schon zu viel Zeit mit ihrem Gefangenen verloren. Nur eine sehr junge Kriegerin ließen sie zurück, die ihn zu Tode martern und danach nachkommen sollte.

Diese aber hatte Mitleid mit Pailor und war von seinem Mut beeindruckt. Daher verband sie seine Wunden und erzählte später ihrem Stamm, dass sie ihn getötet hätte.

Pailar aber wurde von den Seinen gefunden und war durch den Verrat der jungen Kriegerin von seinem Fluch erlöst. Auch wenn er seine Stimme nie wiedererlangte, wurde er doch der geachtetste Krieger seines Stammes, lebte noch viele Jahre und vollbrachte dabei viele Heldentaten.