Nurutars Sage
Nurutars Sage handelt von einem tragischen Fall von Gastrecht. Sagen wie diese werden in vielen Varianten an den Lagerfeuern der Wo-Kai erzählt.
Einst lebte Nurutar, von einem Stamm der Shu-Kai. Er war ein großer Krieger in seinem Stamm und seine Familie war stark und er hatte viele starke Söhne und auch Töchter. Der stolzeste und kühnste von ihnen war Satu, der trotz seiner jungen Jahre der kühnste Reiter im Stamm war.
Dann kam von einem Nachbarstamm Maraktar mit den Seinen. Und Nurutar, obwohl er kein Freund von Maraktar war, nahm ihn wie es die Sitte gebietet als seinen Gast auf. Unter Maraktars Familie aber war auch Jani, dessen Tochter. Diese war schön wie die Blüten der Hil doch zugleich eitel, da jeder in ihrem Stamm sie begeherte und ihr zu gefallen suchte.
Satu aber, der einem anderen Mädchen versprochen war, wies sie von sich, als sie ihn mit ihren Reizen zu umgarnen suchte. Jani war darüber außer sich vor Wut und als Satu des Morgens davonritt, um für die Gäste zu jagen, riss sie sich die Kleider vom Leib, trat vor Nurutar und ihren Vater und sprach:
"Dies hat Satu, euer Sohn getan - Schande über Euch!"
Nurutar aber war außer sich vor Zorn über die Untat seines geliebten Sohnes. Er nahm seine Waffen und ritt seinem Sohn nach, den er auf der Flucht wähnte. Schließlich fand er ihn und ehe dieser noch ein Wort der Rechtfertigung sprechen konnte, hatte der Pfeil des Vaters ihn bereits durchbohrt.
"Warum Vater, warum tötet ihr mich?", sprach Satu mit letzter Kraft, als er seine Seele aushauchte.
Da verstand Nuratar, dass er zum Narren gehalten wurde und zusammen mit seinem toten Sohn kehrte er zu seinem Stamm zurück und trat vor Maraktar und dessen Tochter.
"Sieh was Du getan hast, Ehrlose! Meine Hand soll Dich nicht treffen, denn noch bist Du mein Gast. Doch Schande sei über Dir und den Deinen!"
Maraktar aber, der seine Tochter wohl kannte, wusste was geschehen war und sein Gesetz war unerbittlich. Obgleich Jani um Gnade flehte, schnitt er ihr die falsche Zunge aus dem Mund, peitschte sie und verstieß sie ihn die Wildnis.
Janis Geist aber fand von dieser Stunde an keine Ruhe und obwohl dies schon viele Sommer her ist, hört man sie in dunklen Neumondnächten noch immer wortlos um Gnade wimmern.