Nachdem die Dakorianer nun ohne die Ly'ten auf sich alleine gestellt waren, begann eine Phase der inneren Konsolidierung, in der sich Zeiten der Ausdehnung mit Krisenzeiten abgewechselt haben.
Nachdem Dakor in südlicher Richtung seine maximale Ausdehnung erreicht hatte, begann nach und nach die Besiedelung des Gebietes südlich der Kanach'ten. Dies geschah unter der Führung des Hauses Oran und erfolgte zunächst friedlich entlang des Nirkal, bis schließlich ca. 800 v.D. in etwa das Gebiet des heutigen Luan da Bai (noch recht dünn) besiedelt war.
Zusammenstöße mit den Wo-Kai waren in dieser Zeit selten. Es entwickelte sich sogar ein bescheidener Handel zwischen beiden Völkern.
Nachdem das Haus Darut das weiter entfernte Nyla'dor in Besitz genommen hat, überließ es seine bisherigen Besitztümer einem niederen Haus als Vasallen. Schließlich erhob das Haus Kroin sich gegen seinen ehemaligen Herren und da der zu dieser Zeit regierende Hochlord (aus dem Haus Taim) Darut nur zu gerne abstrafen wollte, erhob er das Haus Kroin in den Rang eines hohen Hauses.
Das Haus Darut wollte den Verlust des einstigen Heimatgebietes nicht länger dulden und rüstete zum Krieg gegen Kroin. Dereus Darut, der hohe Lord des Hauses Darut, hob eine Flotte aus und machte sich parallel dazu auf dem Landweg nach Kroin auf. Die meisten anderen Häuser blieben neutral und gewährten ihm den Durchzug durch ihre Ländereien. Einzig das Haus Taim verweigerte dies und so versuchte Dereus über die Karawanenstraße durch die Kanach'ten nach Kroin zu gelangen.
Das Vorhaben geriet zu einem militärischen Fiasko. Das Haus Kroin errichtete in aller Eile am höchsten Punkt der Straße eine kleine Festungsanlage (die Steinerne Wacht), die durch die steile Lage im Gebirge so hervorragend geschützt war, dass es Derius mit seinem 10.000 Mann starken Heer nicht gelang dort nennenswerten Schaden anzurichten. Bei einem plötzlichen Wintereinbruch erfroren schließlich der Großteil seiner Männer und Dereus zog mit nur 500 Überlebenden geschlagen heimwärts.
Auf dem Rückweg wurde er in Bahrin gefangen genommen und nur durch die Zahlung eines hohen Lösegeldes wieder freigelassen, während seine Flotte in Unkenntnis der Niederlage versuchte in Kroin zu landen und dabei fast völlig aufgerieben wurde.
Dereus Niederlage ist seitdem in Dakor sprichwörtlich geworden.
Um das Jahr 813 v.D. stellte das Haus Darut einmal mehr den Hochlord. Lord Djar Darut stieg zum uneingeschränkten Herrscher Dakors auf. Zu dieser Zeit war Lord Harm aus dem Haus Taim sein größter Konkurent, hatte jedoch nur einen männlichen Erben, der noch im Kindesalter war. Djar nahm daher die Tochter seines bereits sehr alten Widersachers, Lady Tarina Taim gefangen und nahm sie gegen ihren Willen zur Frau. Während der Hochzeitsnacht vergiftete Lady Tarina jedoch ihren frischgebackenen Ehemann, starb jedoch mit ihm zusammen noch in der selben Nacht.
Die Bevölkerungsdichte auf den neuen Gebieten des Hauses Oran hatte in den zurückliegenden Jahrhunderten immer mehr zugenommen. Nach einigen Hungersnöten entschloss sich Toras, der hohe Lord des Hauses Oran, neue Gebiete weiter im Nordwesten, im Flusstal des Sadarkal zu erschließen.
Anfangs verlief die Besiedlung friedlich, doch da in dem Gebiet bereits der Wo-Kai Stamm der Tana-Kai sesshaft war, kam es schon nach kurzer Zeit zu schweren und äußerst blutigen Kämpfen. Schließlich gelang es Toras Sohn Atar das gesamte Flusstal zu erobern. Er gründete u.A. die Stadt Atarvar, die im Laufe der folgenden Jahrhundert zu einer der größten Städte Dakors anwächst.
In den Kriegen gegen die Tana-Kai hatte auch das Haus Oran selbst große Verluste erlitten. Als Atar, der letzte hohe Lord des Hauses Oran, im Jahr 536 v.D. starb hinterließ er keinen männlichen Erben und es gab auch keine sonstigen Seitenflügel der Familie mit einem männlichen Erben.
Atar hatte jedoch zwei Schwestern, die in die Häuser Nor und Luan da Bai verheiratet waren. Somit wurde schließlich bestimmt, dass der westliche Teil (mit der Stadt Atarvar) an das Haus Nor, der östliche Teil jedoch an das Haus Luan da Bai fiel.
[Haus Ahad stellte Hochlord - die von Mahrnad besiedelte Insel Ahadur wird erobert]
Der Versuch einer Eroberung der südlich von Ahadur liegenden Insel Kahd endet aufgrund der Gier und Zerstrittenheit der Dakorianer in einem militärischen Fiasko. Der Hochlord lässt den Großteil der Flotte nach der Landung auf Kahd niederbrennen, um einen Abzug der Krieger zu verhindern. Von 30.000 Kriegern kehren schließlich nur 4.000 geschlagen zurück, der Rest stirbt bei internen Kämpfen, an Krankheiten, Hunger und in endlosen Scharmützeln gegen die Mahrnad. Der Hochlord selbst bleibt verschollen, seine Frau wird zur Hochlady und bleibt dies 20 Jahre lang.
In den Jahren nach der Niederlage bleibt es relativ friedlich in Dakor. 20 Jahre lang gibt es keine größeren Kriege, Dakor leckt seine Wunden.
Nach Raubzügen der Wo-Kai auf Gebiete der Häuser Nor und Luan da Bai starten die Dakorianer Vergeltungsangriffe unter der Führung des Hauses Nor. Systematisch werden Winterlager der Tana-Kai und Herden der Wo-Kai-Ta und Tana-Kai angegriffen. Fast 50 Jahre lang herrscht erbitterter Krieg zwischen den Wo-Kai und den Dakorianern (vor allem dem Haus Nor). Schließlich ziehen sich die ausgebluteten Wo-Kai tiefer in die Talamaka zurück und ein brüchiger Friede kehrt ein.
Deutlich früher bereits hatte das Haus Luan da Bai Friede mit den Wo-Kai-Ta geschlossen, um den Handel durch die Talamaka wieder aufleben zu lassen.
Die Katastrophe, die Damakar heimgesucht hatte, wurde in Dakor zwar registriert ohne jedoch zuerst zu spürbaren Schäden zu führen. Zwar gab es Stürme, Überschwemmungen und dergleichen, insgesamt kam Dakor jedoch recht glimpflich davon. Dann jedoch änderte sich die Hauptwindrichtung und der Wind wehte nicht mehr aus dem Meer im Osten (von wo er den Regen brachte), sondern aus aus westlicher Richtung, aus der trockenen Talamaka.
Das Korn verdorrte auf den Feldern und in manchen Gebieten wurde es so trocken, dass sogar die Viehzucht aufgegeben werden musste. Zu zehntausenden verhungerten die Dakorianer, in den Städten und Dörfern kam es zu Plünderungen und einige niedere Häuser wurden bei Aufständen ausgelöscht. Viele Dakorianer flohen in diesen Jahren auch aus Dakor in ferne Länder oder versuchten gar in den regenreicheren Gebieten der Mahrnad zu siedeln. Von den meisten hat man jedoch nie wieder etwas gehört. Die Lords versuchten die Krise in bewährter Weise zu lösen und überfielen sich gegenseitig, womit sie das Problem noch vergrößerten.
Insgesamt fielen gut 30% der Bevölkerung Dakors der Dürre zum Opfer und noch heute findet man die Reste aufgelassener Dörfer und geschleifter Burgen aus dieser Zeit. Unter anderem wurden die bereits besiedelten Gebiete westlich von Kroin (jenseits des Gebirges) teilweise wieder aufgegeben.
Warum die Dürre schließlich endete und der Wind seither wieder aus der vormaligen Richtung weht ist bis heute unklar. Möglicherweise hängt dies mit dem Magier Isdar Nor zusammen. Dieser starb im Rahmen eines gewaltigen Zaubers im Jahr 20 n.D. - viele vermuten, dass er sein Leben dafür gab, seinem Spruch dauerhaften Bestand zu geben (siehe Magie der Joriadne).
Die Jahre der Dürre waren geprägt von fieberhafter Forschung. Zwischen den hohen Häusern herrschte irgendwann Friede, da jeder genug damit zu tun hatte, sein Herrschaftsgebiet in Ordnung zu bringen. In dieser Zeit wurde im Karisum eine Erfindung gemacht, die Dakor bis heute prägt:
Einem dortigen Magier gelang es, eine kleine Drachenart mit ganz besonderen Eigenarten zu züchten: Die schweigenden Boten, wie man sie schon bald nannte, sind in der Lage ohne selbst größere Intelligenz aufzuweisen telepathische Nachrichten zu übermitteln und Antworten entgegen zu nehmen. Sie sind die idealen Boten - schnell, treu und verschwiegen bis in den Tod. Schon bald schwirrten sie über Dakor und brachten die Kunde von Intrigen, aufziehenden Heeren usw.
Während Dakor durch die Dürre geschwächt war, hatten die vorangegangenen klimatischen Änderungen die Steppenbarbaren in der Talamaka begünstigt. Ein Stamm der normalerweise intern zerstrittenen Wo-Kai, die Wo-Kai-Ta, wurde zudem von einem gemeinsamen Anführer namens Matatul beherrscht, der daraufhin nach Dakor zog, um dort Beute zu machen.
Er verwüstete die durch die Dürre bereits geschwächten Gebiete Dakors westlich der Kanach'ten (sie sind bis heute karges Ödland), vernichtete die Stadt Atarvar und löschte das Haus Nor aus. Anschließend scheiterte er jedoch mangels Belagerungsmaschinen an der Eroberung Luanags, der Stammburg des Hauses Luan da Bai. Der Versuch über die Kanach'ten nach Norden vorzustoßen endete schließlich mit der völligen Vernichtung seines Heers, dem es nicht gelang die Steinerne Wacht zu überwinden und das von Süden her von einem gemeinsamen Heer fast aller Häuser Dakors gestellt wurde und in den engen Schluchten der Kanach'ten die Vorteile seiner Reiterei nicht ausspielen konnte.
Matatul selbst wurde von den Dakorianern gefangen genommen und in einem kleinen Käfig an der Stadtmauer Batais gesteckt, wo er von Krähen bei lebendigem Leib aufgepickt wurde.
Mangels Erben stirbt das Haus Kahul da Bai aus, das in etwa das Gebiet des heutigen Hauses Baratim (ohne Batai) umfasste. Kahul da Bai wird daraufhin zwischen den Häusern Taim und Ahad aufgeteilt. Die davon betroffenen niederen Häuser sind von der Teilung alles andere als begeistert, zumal es in ihren Reihen Abkömmlinge des Hauses Kahul da Bai gab, die als Erben geeignet gewesen wären.
Nach dem Tod des hohen Lords Horad Ahad gibt es innerhalb des Hauses Ahad einen Erbfolgekrieg, in dessen Verlauf sich die niederen Häuser des vormaligen Hauses Kahul da Bai dem Haus Taim anschlossen. Das Haus Taim umfasste damit das heutige Gebiet der Häuser Taim und Baratim.
Nach dem Tod des hohen Lords des Hauses Taim kam es zu einem erbitterten Erbfolgekrieg unter seinen beiden Söhnen, der mit äußerster Brutalität geführt wurde. Gut die Hälfte der Bevölkerung im Herrschaftsgebiet des Hauses kam dabei um oder floh aus dem Land, u.A. geht dabei auch das niedere Haus Parad unter, wobei viele der Bewohner jämmerlich im Keller verhungerten. Der Erbfolgekrieg endet schließlich im Schiedsspruch von Batai, teilt das ursprüngliche Herrschaftsgebiet in einen östlichen und einen westlichen Teil und hat damit die Gründung des hohen Hauses Baratim zu Folge.
Während der Herrschaftszeit des Hochlords Tairin von 223 bis 250 n.D. lässt dieser erstmals alle Gesetze sammeln, die in den unterschiedlichen Gebieten Dakors von alters her herrschen. Er vereinheitlicht diese wo ihm dies möglich erscheint, lässt aber auch althergebrachte Unterschiede z.B. bei Fragen des Erbrechts, der Herrschaftsfolge und bei der örtlichen Mitsprache niederer Häuser zu. Das Gesetzbuch Tairins hat auch nach seinem Tod noch Bestand.