Die Dakorianer sind zwar ein bereits sehr altes Volk, jedoch sind sie nicht besonders fortschrittlich und die Wissenschaften sind dort nicht besonders angesehen (auch wenn sich dies in jüngster Zeit ein wenig zu ändern beginnt). Hinzu kommt, dass sie kaum Fernhandel betreiben und daher ein wenig isoliert sind. All dies schlägt sich auch in ihrem Weltbild entsprechend nieder.
Kandar der Jüngere war ein Hares-Priester (Herrschaftspriester) aus einer angesehenen Familie in Diensten des Hauses Taim, der um das Jahr 1.000 v.D. geboren wurde, kurz nachdem die Einheit der Götter vollzogen wurde. Zu dieser Zeit befand sich Dakor in einer Phase der Orientierungslosigkeit und so wurden Kandars Überlegungen dankbar aufgenommen.
Kandar ging davon aus, dass Welt rautenförmig und flach aufgebaut ist, wobei die Ecken jeweils in eine Himmelsrichtung zeigen. Im Norden befindet sich demnach Grom bzw. auf einer gedachten Mittelachse im engeren Sinne Dakor, im Osten die fernen Inseln von Norgon (Kandar war sich der wahren Ausmaße Turgias nicht bewusst und kannte Tuurg nicht), im Süden Zadar, im Westen Alia.
Die Raute wird überspannt von einem kreuzrippenförmigen Firnament, auf dem Sonne, Mond und die Sterne ihre Bahnen ziehen. Am Treffpunkt dieser Kreuzrippen mit den Ecken der Raute liegt die Heimstatt der jeweiligen Gottheit (siehe auch die Beschreibung der Priesterschaft). Würde man mit einem Schiff bis zum Rande der Welt segeln, so würde man dort an den donnernden Klippen des Firnaments zerschellen.
In späteren Jahren erwies sich dann, dann die Anordnung der Kontinenten nicht die von Kandar angenommene Harmonie aufwies. Auf neueren Karten wird dem durch leichte Verschiebungen der Kontinente Rechnung getragen.
Schon bald nachdem Kandar sein Weltbild bekannt machte, wurde dieses durch den damaligen Hochlord zur gültigen Lehrmeinung erklärt. Zwar haben sich schon damals, mehr aber noch in den folgenden Jahrhunderten Kritiker (Kartographen, Astronomen aber auch Fernreisende) zu Wort gemeldet, letztlich waren deren Einwände aber nicht entscheidend, da Kandars Modell der Welt bis heute die wichtigsten Aspekte der dakorianischen Weltsicht ausreichend beschreibt.
Viele hochstehende Gelehrte Dakors, die durch den zur Zeit fehlenden Hochlord und damit dem Prestigeverlust der Priesterschaft Auftrieb erhalten haben, ziehen Kandars Weltbild inzwischen offen in Zweifel und hängen zumeist dem in Karfan entstandenen Weltbild an, dass die Welt eine Kugel sei. Den einfachen Leute und auch den nicht zu übergroßer Gelehrigkeit neigenden Lords sind dergleichen Dispute jedoch meist gleichgültig.
Anhänger anderer Weltbilder werden in Dakor somit zumeist auf Verwunderung bis Erheiterung stoßen, müssen jedoch keine Nachteile befürchten. Eine Ausnahme können u.U. Adlige von eher traditionsbewussten Häusern Dakors bilden, die entsprechende Ansichten durchaus als Respektlosigkeit und Aufsässigkeit deuten könnten, was zu entsprechend harrschen Reaktionen führen kann. Auch die Priesterschaft wird man mit derlei Häresie gegen sich aufbringen, was aber in der Regel folgenlos bleibt.