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Diaro de la Rayanessa Isabella Eleonora Maria di Santos con Águila

...dunkle Wolken am Himmel im Süden, dort wo das Meer beginnt. Großmeister Emmanuel hat ganz aufgeregt mit Papa und Mama gesprochen, aber ich konnte nicht verstehen, worum es ging. Dann hat auf einmal der ganze Palast gewackelt, viele Bücher sind aus den Regalen gefallen und Bilder von den Wänden. Vom großen Turm sind ein paar Dachziegel in den Hof gefallen und haben den armen Stabburschen Sebastian erschlagen. Papa hat mich und Mama mit allen unseren Freunden in den Keller gebracht, damit wir nicht auch erschlagen werden...
...ich habe die Feuer gesehen und den Rauch und den seltsamen Geruch vernommen, der plötzlich über der Stadt liegt. Ich habe Papa gesucht, doch er war nicht mehr im Palast. Hauptmann Frederico sagt mir, er sei mit seiner Leibgarde in die Stadt geritten, um den armen Menschen dort zu helfen. Auch der Großmeister und all seine Gesellen waren dabei, doch bis zum Abend waren sie noch nicht zurückgekehrt...

...die Feuer brannten die ganze Nacht hindurch, und die Erde bebte immer wieder, so dass ich kaum schlafen konnte. Die anderen Kinder und ihre Mütter und auch meine liebe Zofe Estella weinten beinahe die ganze Zeit hindurch, denn ihre Väter und Brüder und Söhne, die meinen Vater begleitet hatten, waren immer noch nicht zurückgekehrt. Nur die junge Novizin Simone, obschon selbst kaum älter als ich, arbeitete die ganze Zeit hindurch bis zu ihrer völligen Erschöfpung, indem sie jeden Riss schloss, der sich auftat, jeden herunterfallenden Stein von uns ablenkte und den Durchgang nach oben offen hielt, damit wir nicht vor Mangel an Luft sterben würden...

...vier Tage sind wir nun schon hier unten und verstecken uns vor den immer noch bis zum Himmel aufsteigenden Flammen, die überall aus dem Boden schießen, den herabstürzenden Steinen und Balken des Gebäudes über uns und dem beißenden Geruch, der einem die Sinne raubt, wenn man länger als einen kurzen Moment nach oben geht. Ich habe es am Morgen gewagt und was ich sah, erschütterte mich zutiefst. Von der Stadt war kaum mehr etwas zu sehen, ein dichter Nebel und dunkle Rauchschwaden hingen über allem, immer wieder durchbrochen von auflodernden Flammen. Der größte Teil des Palastes war zusammengestürzt und alle Pflanzen im Garten waren vertrocknet oder verbrannt...

...heute Nacht ist die junge Novizin Simone vor Erschöpfung zusammengebrochen und nicht wieder erwacht. Oh weh, welch ein Verlust, wer wird uns  nun vor all der Zerstörung bewahren? Mama sagt, dass ich nun die Verantwortung trage, denn ich sei nun Königin des Reiches...

...man mag es kaum glauben, doch gerade, als alle Hoffnung verloren schien, betrat ein junger Mann den Keller des Palastes. Er war erschöpft und abgemagert und seine Kleider und Haare verbrannt und er hinkte auf dem linken Fuß. Es war Philippe, der junge Barde, den ich schon so oft von der Ferne hatte singen und spielen hören. Sein Spiel und sein Gesang brachten die Menschen dazu, alle Sorgen zu vergessen und niemals den Mut zu verlieren. Er hatte sich im Keller eines Gasthauses versteckt und wie durch ein Wunder den Weg in den Palast gefunden, als seine Vorräte zur Neige gingen. Doch auch um uns steht es nicht viel besser. Hofmarschall Gutierrez hatte zwar all die wichtigen und wertvollen Dinge zu uns in den Keller bringen lassen, doch gehen unsere Vorräte schon seit einigen Tagen zur Neige, so dass die alte Hebamme Margarite und ihre Ordensschwestern beschlossen haben, die restlichen Nahrungsmittel und das wenige Wasser, das sich noch in unseren Fässern befindet, uns Kindern zu überlassen...

...ohne Philippe hätten wir wenigen bisher Überlebenden sicher schon lange aufgegeben. Seit zwei Tagen gibt es nichts mehr zu essen, nichtmal mehr Ratten oder Mäuse. Das wenige Wasser, das von den Wänden tropft, reicht schon lange nicht mehr für alle. Und noch immer brennen draussen die Feuer und die Erde bebt von Zeit zu Zeit. Margarite und ihre Ordensschwestern sind vor vier Nächten gestorben, und meine liebe Mama schloss vor zwei Tagen für immer die Augen. Meine treue Freundin Estella gibt mir jeden Tag von ihrer kargen Ration zu essen und zu trinken in dem Glauben, dass ich es nicht bemerke. sie ist eine treue Seele und es schmerzt mich zu tiefst, dass ich sie wohl nicht werde retten können. Außer uns beiden und Philippe sind nur noch Henrico, der kleine Sohn des Wachhauptmanns, und der Schmiedegeselle Thomas am Leben...

...nun ist auch Henrico von uns gegangen. Philippe ist so schwach, dass er kaum noch in der Lage ist, ein Wort zu sagen, geschweige denn, für uns zu singen. Die einzige Hoffnung, die ich nun noch finden kann, ist mit Estella und Thomas zu versuchen, dieser Hölle irgendwie zu entkommen. Am kommenden Morgen werden wir aufbrechen und nur mitnehmen, was unsere geschwächten Körper tragen können. Und so sind dies auch nun die letzten Zeilen, die ich meinem Tagebuch anvertrauen werde. Ich habe noch einige Noten und Texte beigelegt, die Philippe bei sich trug, vielleicht mögen sie irgendwann irgendjemandem die Hoffnung bringen, die er benötigt...