Harming
Das Herzogtum Harming gehört zu den 7 Gründungsmitgliedern Rondlands und ging aus dem Königreich Harming hervor, das im Jahre 977 v.D. (394 v.G.) nach dem Streit der schon damals über 100.000 Einwohner zählenden Stadt Harming mit seinem Umland entstand. Das Symbol Harmings sind 3 Zinnen mit einem Turm.
Geschichte und Mentalität
Harming wurde vor knapp 3000 Jahren gegründet und überschritt vor ca. 1800 Jahren die 100.000 Einwohnergrenze. Harming ist somit die älteste menschliche Stadt auf dem Gebiete Rondlands und nach Meinung der meisten Gelehrten auch Allias. Nur in Harming selbst wächst ein jeder mit der absoluten Gewissheit auf, in der ältesten Stadt der Welt zu leben. Übliche Bezeichnungen der Einwohner für ihre Stadt sind daher auch "die erste Stadt" oder schlicht "die Erste", wobei dies nicht nur zeitlich zu verstehen ist, sondern auch "die Größte" und "die Beste" bedeutet, bevorzugt alles auf einmal. Um die Stadt Harming vom Herzogtum abzugrenzen, spricht man auch einfach von "der Stadt" und "dem Land".
Tatsächlich gibt es im Herzogtum kaum andere größere Siedlungen, die die Bezeichnung Stadt verdienen, das Herzogtum Harming ist extrem zentralistisch ausgelegt und für die Einwohner der Stadt ist der Rest des Herzogtums nicht viel mehr als die Versorgung der Stadt, so wie andere Städte die sie umgebenden Felder und Bauernhöfe betrachten. Heute hat die Stadt eine unüberschaubare Einwohnerzahl, nach Schätzungen soll sie aber zwischen 300.000 und 500.000 liegen, auch wenn es Gelehrte gibt, die sie noch höher ansetzen.
Da die Stadt gegründet wurde, als es sonst kaum größere Dörfer gab und die meisten in halbsesshaften Sippen lebten, stammen die meisten zivilisatorischen Errungenschaften Rondlands von hier. Hier wurden z.B. die ersten Münzen geprägt, die erste Schrift benutzt und die ersten komplexeren mathematischen Rechnungen durchgeführt. Es gibt den Spruch "Nimm jede beliebige Stadt in Allia, Harming war bei ihrer Gründung größer, als diese heute ist!" und für Rondland trifft dies auf jeden Fall zu.
Über die Bedeutung des Namens streiten sich die Gelehrten, da sie im Laufe der Jahrhunderte im Dunkel der Geschichte verschwand. Während manche den Namen auf den Namen des Gründers zurückführen, der, je nach Meinung, "Harm", "Harms", "Harmann" oder gar "Hambald" hieß, sagen andere, dass es "die Starke" oder "die Mächtige" bedeutet, wieder andere leiten den Namen nach dem Fluss Galma ab, der die Stadt umfließt und der in der Vergangenheit "Harma" hieß, andere leiten es von einem alten Wort für "Haarspange" ab und eine weitere Gruppe sagt, dass die Stadt an der Stelle einer alten Ly'ten-Siedlung errichtet wurde und der Name von deren Bezeichnung abstammt und die eigentliche Bedeutung nicht mehr nachvollzogen werden kann.
Die Stadt wurde ursprünglich in der Ebene errichtet, liegt heute aber auf einem Hügel, der sich zum Zentrum hin immer höher erhebt. Ursprünglich ging der Fluß wohl auch mitten durch die heutige Altstadt, fließt aber heute in einem Bogen um die Stadt herum. Dieser Hügel stammt vom Schutt der Jahrhunderte, auf dem die Stadt in die Höhe wuchs. In der Mitte, auf dem höchsten Punkt, liegt die Herzogsburg, in deren Mitte sich der Brandturm erhebt, der einzige Punkt der Stadt, von dem aus man sie komplett überblicken kann und von dem aus Tag und Nacht mehrere Wachen nach Bränden Ausschau halten. Denn wenn die Bewohner Harmings eine Sache fürchten, dann einen großen Stadtbrand.
Auffällig ist, dass es keinen Schiffsverkehr flussabwärts von Harming gibt und die gesamte Versorgung aus dieser Richtung auf dem Landweg erfolgt. Dies hat hauptsächlich damit zu tun, dass kein Seefahrer den Galma auf dieser Seite der Stadt befahren würde... zumindest kein Seefahrer mit einer Nase. Der Galma, der früher mitten durch die Stadt floß, fließt heute in einem weiten Bogen durch die Außengebiete der Stadt östlich des Stadtkerns, ein von ihm abgezweigter Kanal läuft in westlicher Richtung am Stadtkern vorbei und vereint sich im Süden wieder mit dem Galma. Innerhalb dieses Flussrings steigt das Gelände zur Burg hin erst sanft, dann immer stärker an. Alle Abwässer, die auf diesem Hügel anfallen, fließen in den Straßen und einigen speziellen Kanälen hinab in den Fluß. Der Gamla ist somit die größte Kloake Allias und hat einen dementsprechenden Geruch. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die reichsten Bürger und Adeligen in den höher gelegenen Stadtgebieten und im Norden der Stadt leben, während nur die Ärmsten im Süden ihr Dasein fristen müssen. Zwischen Harming und dem Felbersee, rund 100 km entfernt, ist ein breiter Streifen zu beiden Seiten des Flusses nicht (oder nicht mehr) bewohnt, auch die Straßen z.B. zur Magieschule Übersee, verlaufen in respektvoller Entfernung, dennoch ist der Fluss bei günstigem (oder eher ungünstigem) Wind dort deutlich zu riechen.
Im Herzogtum Harming liegt auch die 444 n.D. (1028 n.G.) während der Religionskriege von Salania gegründete größte Magieschule Rondlands, und obwohl diese nicht in der Stadt selbst sondern im Süden des Herzogtums am Felbersee liegt, wird sie als zur Stadt gehörig betrachtet. Dies hatte vor allem den Grund, dass der Herzog bei deren Gründung die Hoheit über die Magier nicht dem "Rat der Zwölf" überlassen wollte. Der Stadtrat auf der anderen Seite ist stark vom Herzog abhängig.
Die 12 Grafschaften, aus denen sich das Herzogtum bildet, werden in die vier Grafschaften des "Innerlands", das aus dem ursprünglichen Umland der Stadt vor Gründung des Königreiches besteht, und den acht Grafschaften des "Utterlands" aufgeteilt. Das Innerland hat traditionell eine stärkere Bindung an die Stadt, da im Krieg der Stadt gegen das Umland vor der Gründung des Königreiches ein großer Teil der Bevölkerung und die Adeligen getötet wurden. Während die Arbeiter aus dem ganzen neugeschaffenen Land herangezogen wurden, stellten die mächtigsten Familien der Stadt die neuen Grafen.
Politischer Aufbau
In Harming gibt es seit jeher eine Trennung in Stadt und Land, was noch auf die Zeit vor der Gründung des Königreiches zurückgeht. Der Aufbau des Herzogtums ist seit der Gründung folgender:
An der Spitze steht der Herzog (anfangs der König). Er ist der Herrscher der Stadt Harming, in der es zusätzlich einen Stadtrat mit 24 Mitgliedern gibt. Ihm zur Seite steht der "Rat der Zwölf", ein Gremium betehend aus den Grafen der 12 Grafschaften Harmings, die für die Verwaltung des Umlandes zuständig sind.
Angelegenheiten, die das ganze Herzogtum betreffen, werden im Normalfall im "Großen Rat" besprochen und beschlossen. Der "Große Rat" besteht aus den 12 Grafen mit jeweils einem Gefolgsmann, dem Stadtrat der Stadt Harming und dem Herzog, zusammen also aus 49 Personen. Nach außen hin repräsentiert der Herzog das Herzogtum, jedoch kann es durchaus passieren, dass er im "Großen Rat" überstimmt wird. Häufig ist es jedoch so, dass sich die Meinung des Herzogs durchsetzt, da diese vom Stadtrat gestützt wird. Da jedoch fehlende Personen bei Abstimmungen nicht ersetzt werden, kann sich der Herzog seiner Sache niemals ganz sicher sein.
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus dem 1. und 2. Bürgermeister, dem Obersten Richter, dem Oberhaupt der Magierschule sowie jeweils 10 adligen und 10 bürgerlichen Vertretern. Im Normalfall wird der 1. Bürgermeister aus den Reihen der adligen Stadträte gewählt, der 2. Bürgermeister aus den Bürgerlichen. Der oberste Richter ist häufig ein Bürgerlicher, das Oberhaupt der Magieschule meistens adlig. Da der 1. Bürgermeister zu den engsten Vertrauten des Herzogs zählt, hat dieser einen gewissen Einfluss auf den Stadtrat. Da zudem der Herzog das Recht hat, Stadträte zu entlassen (was nur mit einer Zweidrittelmehrheit der anderen Stadträte verhindert werden kann), macht der Stadtrat im Üblichen das, was der Herzog möchte.
Die adligen Vertreter werden von den adligen Familien selbst bestimmt, wobei im Normalfall beim Ausscheiden eines Stadtrates der Nachfolger aus derselben Familie stammt. Nur, wenn eine Familie in Ungnade fällt oder kein geeigneter Nachfolger vorhanden ist, muss ein Nachfolger aus einer anderen Familie bestimmt werden. Da die Nachfolge dann nicht genau geregelt ist, kann ein großes Gerangel um diesen freien Platz entstehen, der nicht selten noch weitere Umwälzungen zur Folge hat. Ein adliger Stadtrat kann nur durch Tod, freiwilligen Rücktritt, Entlassung durch den Herzog oder durch eine Verurteilung aufgrund einer Verfehlung seinen Platz verlieren. Natürlich ist hier für Intrigen, Mordanschläge und verborgene oder offene Feindschaften Tür und Tor geöffnet.
Die bürgerlichen Vertreter setzen sich zu gleichen Teilen aus Vertretern der Handelsgilden und der Handwerksgilden zusammen. Zwar sind die Mitglieder der Handelsgilden weit in der Unterzahl, sie kontrollieren jedoch über 90% des Vermögens der Stadt und den gesamten Handel und somit die Versorgung. Der Handel teilt sich auf in die Gilden Fernhandel, Luxus, Nahrung, Ressourcen und Entsorgung und üblicherweise ist ein Vertreter jeder dieser Gilden im Stadtrat vertreten. Es gibt weitaus mehr Handwerksgilden als Pätze im Stadtrat und es gibt einen Gildenrat, der sich aus den Vertretern der Gilden zusammensetzt und wiederum seine Vertreter im Stadtrat bestimmt.
Jeder Stadrat verficht in erster Linie die Interessen seiner Familie bzw. seiner Gilde und es gibt selten bis nie eine tatsächliche gemeinsame Richtung, sondern die Politik des Stadtrates ist ein endloses Geschacher um Einfluss. Wie schon erwähnt tut der Stadrat letztendlich das, was der Herzog möchte, da sie sich eh auf keine gemeinsame Linie einigen können und der Herzog Stadträte entlassen kann, die im unliebsam sind. Es gab noch keinen Fall, dass ein Stadtrat bei einer Entlassung durch den Herzog eine Zweidrittelmehrheit zu seinen Gunsten aufbieten konnte, um diese zu verhindern, da zum einen jeder Stadrat genug Neider und Gegner unter den anderen Stadräten hat und zum anderen keiner sich offen gegen den Herzog stellen möchte. Im Normalfall wird eine Abstimmung bei einer Entlassung einstimmig zu Gunsten des Herzogs ausfallen.
Rat der Zwölf
Im Rat der Zwölf legen die Grafen ihre gemeinsame Linie für den großen Rat fest. Der Rat der Zwölf tritt im Normalfall vor einer Sitzung des großen Rates zusammen und findet auf einer der 12 Grafenburgen statt, er kann aber auch außer der Reihe zusammentreten, da er ja für die Dinge zuständig ist, die das Umland alleine betreffen. Die Grafen selbst sind sich oftmals nicht grün und nicht selten können sie sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen, was die Sache für den Herzog noch einmal erleichtert.
Großer Rat
Der große Rat tritt zusammen, wenn Dinge erörtert werden müssen, die das ganze Herzogtum betreffen. Der Herzog ist an die Beschlüsse des großen Rates gebunden. Vertritt er nach außen eine andere Meinung als vom großen Rat beschlossen, so kann der Herzog vom großen Rat abgesetzt werden. Da allerdings der große Rat so gut wie immer im Sinne des Herzogs entscheidet, ist die Gefahr, dass dieser Fall eintritt, nicht sonderlich groß. Selbst wenn es tatsächlich einmal eine Mehrheit gegen die Meinung des Herzogs geben sollte und dieser jene nach außen nicht vertritt, so muss sich immer noch bei der nächsten Sitzung des großen Rates eine Mehrheit finden, die den Herzog absetzen möchte, und dieser Fall ist noch nie eingetreten.
Der große Rat tritt auch zusammen, wenn der Herzog, der Stadtrat oder der Rat der Zwölf seine Kompetenzen angeblich oder tatsächlich überschritten hat. Das kann z.B. vorkommen, wenn der Rat der Zwölf Dinge entscheidet, die auch die Stadt betreffen oder der Stadtrat Dinge, die sich über die Stadtgrenzen hinaus auswirken. Da im Grunde jede Entscheidung auch auf die anderen Auswirkungen hat, gibt es ein stillschweigendes Abkommen nach dem Motto "Tu mir nichts, dann tu ich dir auch nichts", ein gutes Beispiel dafür ist z.B. der Handel, der eigentlich über die Mitglieder der Handelsgilden im Stadtrat geregelt wird, aber einen großen Einfluss auf das Umland hat, da ein großer Teil des Handels mit diesem abläuft. Nur in wirklich eklatanten Fällen wird der große Rat dafür einberufen.
Unterwelt
Es gibt mehrere Unterweltsorganisationen und nicht wenige betrachten deren Bosse als die wahren Herrscher der Stadt. Sie mischen imgrunde überall mit und nehmen Einfluss auf vieles, was in der Stadt passiert. Da trotz aller Regelungen nicht einmal 10% der Bürger der Stadt tatsächlich im Stadtrat repräsentiert sind, finden viele das auch OK so, da die Bosse oft eher im Sinne des einfachen Mannes handeln als die, die die Geschicke tatsächlich regeln sollen.
Gildenrat
Die Handwerksgilden haben sich zu diesem Gildenrat zusammengeschlossen, in dem die Interessen aller handwerkstreibenden Geschäfte vertreten werden. Aus diesem Rat werden dann die Vertreter des Stadtrates bestimmt. Traditionsgemäß stellen die größten Gilden am häufigsten Stadträte, z.B. Bäcker, Steinmetze, Zimmermänner, Metzger und Schmiede.
Wie üblich kann sich auch der Gildenrat selten auf eine gemeinsame Linie einigen, die seine Vertreter im Stadtrat verfechten sollen. Häufiger werden die Interessen der jeweiligen Gilde oder sogar persönliche Interessen vertreten. Da die Handwerksgilden und ihre Vertreter nicht gerade mit Reichtum und Macht überschüttet sind, sind diese Vertreter auch Zuwendungen gegenüber am zugänglichsten.
Geheimdienste
Ein heikles Thema in Harming, da es einen offiziellen Geheimdienst des Herzogtums gibt, der dem großen Rat unterstellt ist, aber darüber hinaus der Herzog, der Stadtrat und der Rat der Zwölf eigene Geheimdienste unterhalten, zudem beschäftigen manche Adels- und Handelsfamilien, der Gildenrat und einige Gilden eigene Spitzel, obwohl das eigentlich weder vorgesehen noch nach den Statuten erlaubt ist. Nicht wenige dieser Spitzel sind nicht fest angestellt und bieten ihre Dienste jedem an, der sie bezahlen kann. Zudem mischt auch die Unterwelt hier mit und einige der vermeintlich freiberuflichen Spitzel arbeiten in Wirklichkeit für einen der Bosse. Außerdem unterhält die Magieschule einen Geheimdienst und es gibt eine Art Geheimpolizei, die der Stadtwache unterstellt ist. Die meiste Zeit verbringen diese Geheimdienste damit, sich gegenseitig auszuspitzeln.
Auswirkung
Tatsächlich grenzt es an ein Wunder, dass die größte Stadt des Kontinents Allia und das ganze Herzogtum in diesem politischen Chaos recht gut gedeiht, doch entsteht zwischen den ganzen Räten und Geheimdiensten eine Art Pattsituation und die wenigen Sonderrechte des Herzogs reichen aus, ihn trotz aller Statuten und theoretischen Einschränkungen wie einen absoluten Herrscher regieren zu lassen, der er ja faktisch gar nicht ist.