Die Geschichte Nerfans
"Nerfanische Geschichten enden stets mit dem Tod."
- nerfanisches Sprichwort
Die Geschichte Nerfans beginnt mit dem Untergang des Vorgängerreichs Karfan im Jahr 0 n.D.
Jahr | Ereignis | |
0 n.D. | Karfan geht durch eine Springflut und klimatische Änderungen unter. Nerfan entgeht der Vernichtung und insbesondere der Tempel der Todesgöttin bleibt unbeschädigt. Auch die Priesterschaft der Chenais geht aus der Katastrophe weitgehend ungeschoren hervor und beansprucht in Folge nach und nach die Führung in der Rangfolge der Götter. | |
19 n.D. | Hichos I. bestimmt seinen Sohn als Nachfolger und etabliert damit eine Dynastie, die bis heute Bestand hat. | |
23 n.D. | Hichos I. stirbt und dessen Sohn Jarin I. tritt seine Nachfolge an. Als seine erste Amtshandlung erklärt er die Verehrung der Chenais zur Staatsreligion. Die Verehrung anderer Götter ist jedoch nach wie vor zulässig. | |
27 n.D. | Harador - eine Stadt im Inneren Karfans mit bis dahin 9.000 Einwohnern, die Hichos I. Herrschaftsanspruch anerkannte wird ohne eine lebende Seele vorgefunden. Sie ist mit Leichen übersät und wurde offenbar von Angreifern erobert und zerstört. Ob tatsächlich alle Einwohner den Tod gefunden haben oder was ggf. auch Überlebenden wurde, bleibt ein Rätsel. | |
54 n.D. | Jarin I. verbietet im "Umkreis einer Wegstunde" alle Tempel, die nicht der Chenais geweiht sind. Faktisch werden damit in Nergor alle öffentlichen Tempel anderer Götter geschlossen. | |
100 n.D. | Die Zerstörungen der Katastrophe sind im Gebiet von Nerfan beseitigt. Die Einwohnerzahl hat wieder den Stand vor der Katastrophe erreicht. Der Kontakt nach Zaylyn ist jedoch weiterhin dünn und zuweilen frostig - allerdings ist Zaylyn zu diesem Zeitpunkt nur ein vom Krieg zerrissener Landstrich, weit entfernt von Nerfan und entsprechend unwichtig. | |
193 n.D. | Im "schwarzen Sommer" werden in Nerfan viele Gläubige und Priester anderer Götter, die bislang im Stillen weiter gewirkt haben, unter dem Vorwurf der Verschwörung gegen den Kar verfolgt. Bei vielen der Beschuldigten handelt es sich um Angehörige einflussreicher Familien aus dem Süden Karfans, die den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen oder in den Arenen blutig niedergemetzelt werden. Die überlebenden Angehörigen fliehen vielfach nach Zaylyn oder in andere Kulturen Dakors. | |
204 n.D. | Die Menschen und Ly'ten in Zaylyn weisen Forderungen aus Nerfan zurück, den Kar als ihren Herrscher offiziell anzuerkennen. Bis dahin war der Kar von Nerfan in Zaylyn stets als "Kar" anerkannt worden, ohne dass sich Zaylyn ihm formal unterworfen hätte. Trotzdem wird Zaylyn bis dahin sporadisch mit Waffen, Söldnern und Nahrung unterstützt und unterhält gute Handelsbeziehungen nach Nerfan. Nach der so genannten Lossagung laufen in Nerfan Vorbereitungen für eine Besetzung des abtrünnigen Zaylyns an. Diese werden jedoch abgebrochen, als Kar Puraf I. plötzlich stirbt. Das Ende Karfans ist damit besiegelt und dessen Nachfolgekulturen beginnen sich nun noch rascher auseinander zu entwickeln. | |
321 n.D. | Nerfan ist auf dem Höhepunkt seiner Macht und Kar Puraf II. entsendet das größte Heer, das Nerfan je aufgestellt hat, um Zaylyn zu unterwerfen und an die einstige Größe Karfans anzuknüpfen. Als Vorwand dienen ihm die Friedensverhandlungen der dortigen Menschen und Ly'ten mit den Mahrnad. Während ein Teil des Heers per Schiff nach Zaylyn aufbricht, macht sich der größere Teil (12.000 Mann) durch die Wüste auf den Weg nach Zaylyn, gerät jedoch der Legende nach in einen gewaltigen Sandsturm und bleibt bis heute verschollen. Nur die eingeschiffte Streitmacht (10.000 Mann) gelangt nach Zaylyn, unterliegt dort jedoch zusammen mit der Flotte den vereinten Kräften der Menschen, Mahrnad und Zaylyn (siehe auch Geschichte Zaylyns). Die Niederlage ist so verheerend, dass sich Nerfan hiervon nie wieder militärisch erholt. Die Verluste betreffen zudem großteils den Kriegeradel der Muras, die dadurch auf 1/4 ihrer einstigen Größe schrumpfen. Weiterhin wird die Oberhoheit über die Streitkräfte (die bisher drei Karmuras inne haben) in Folge an die Priesterschaft übergeben und das Amt des Rist-Karfas eingeführt. Viele neu aufgestellte Krieger sind überdies keine Muras mehr, sondern Menos, die das Kriegshandwerk quasi als angelernte Söldner ausüben. | |
362 n.D. | Der Dichter Melaf verfasst das Epos von "Meraf und Irel", in dem die Geschichte des Feldzugs in verklärter Form wiedergegeben wird. Es gilt bis heute als literarisch bedeutsamstes Werk Nerfans. Gleichzeit bezahlt der Dichter Melaf sein Werk mit dem Tod, womit gleichzeitig auch die Literatur als Kunstgattung in die Bedeutungslosigkeit versinkt. | |
365 n.D. | Um die Staatskasse nach dem ruinösen Feldzug gegen Zaylyn wieder zu sanieren, erklärt Kar Puraf II. die nicht-steuerzahlenden Besitzlosen zu "Urbas" (Rechtlosen), die fortan nicht mehr unter dem Schutz der Gesetze stehen (sie hießen auch zuvor schon Urbas, dies bezog sich jedoch alleine darauf, dass sie weder als Kläger noch als Zeuge vor Gericht zugelassen waren). Auf jeden, der zu diesem Zeitpunkt nur recht wenigen Sklaven erhebt er eine Sondersteuer, die so genannte "Sata" (Duldung). Viele Besitzlose versuchen sich daraufhin freiwillig in die Sklaverei zu begeben, umgekehrt lassen Sklavenbesitzer nutzlose Sklaven "frei", um der Steuer zu entgehen. Zwar wird die Staatskasse durch diese Gesetze saniert, gleichzeitig beginnt damit aber auch der Niedergang Nerfans, durch die Rechtsunsicherheit, in der ein immer größerer Teil seiner Bevölkerung nun lebt. | |
368 n.D. | Kar Puraf II. stirbt nach 48 Jahren Amtszeit mit 64 Jahren. Seine Nachfolger werden nie mehr die gleiche Machtfülle haben, die er inne hatte. Stattdessen übernimmt die Priesterschaft als Theokratie mehr und mehr die Herrschaft und der Kar wird nur mehr zum Repräsentanten. Ebenfalls ab dieser Zeit werden die Kars nur noch mit ihren Schwestern verheiratet und mehr und mehr vor dem Volk abgeschirmt. | |
375 n.D. | Das geschwächte Nerfan wird von einem Heer aus Dakor angegriffen. Die Priesterschaft der Todesgöttin öffnet daraufhin Tore ins Totenreich und entlässt die Chenaren in die irdische Sphäre. Die Schlacht endet in einer vernichtenden Niederlage für die dakorianischen Angreifer, doch in Folge bleiben die Totentore geöffnet und Chenaren gelangen stetig nach Nerfan und terrorisieren von nun an die Bevölkerung. Die Priesterschaft muss sich nun auch diesem Problem widmen und es wird das Amt des Sata-Karfa ("der (im Diesseits) Geduldeten") eingeführt, der zusammen mit seinen Priestern die Chenaren in Schach halten bzw. milde stimmen soll. Die offenen Totentore betreffen zwar in erster Linie Nergor, wo die zentrale Zeremonie stattfand, in abgeschwächter Form aber auch alle anderen Städte mit einem Chenais-Tempel. | |
437 n.D. | Nergor wird von einer Seuche heimgesucht, die sich als hochgradig ansteckend und in vielen Fällen als tödlich erweist. Die Priesterschaft führt daraufhin ein Ritual durch, durch dass alle Krankheitsfälle mit Hilfe der Chenarkaren in den Stadtteil Urbador verlagert werden: Für jeden bislang Kranken in einem anderen Stadtteil erkrankt ein bis dahin Gesunder in Urbador! Der Stadtteil wird abgesperrt und die dortige Bevölkerung stirbt in den nächsten Tagen und Wochen, ohne dass ihnen Hilfe zu Teil wird. Jeder der zu fliehen versucht wird getötet. Zudem werden an jedem Stadttor (auch innerhalb Nergors) so genannte Irsasteine errichtet, die anzeigen, ob derjenige, der sie berührt unter einer Krankheit leidet. Jeder so erkannte Kranke wird von Bogenschützen getötet und sein Körper dem Feuer übergeben. Dieses Gesetz bleibt formal bis heute in Kraft (auch wenn man sich durch Geld inzwischen leicht von einer Prüfung durch eien Irsastein freikaufen kann oder einen Heiler als Bürgen kaufen kann), was die Nerfanis zu einem sehr gesundheitsbewussten Volk gemacht hat. Durch diese drakonischen Maßnahmen gelingt es die Seuche bis zum Ende des Jahres zu beenden. Gleichzeitig lastet die "Schuld von Urbador" bis heute auf den Nachfahren der Überlebenden in Nergor. | |
439 n.D. | Aus Zorn über ein ungünstiges Horoskop lässt der Kar sämtlichen Tis-Kartefas die Zunge herausreisen und sie kastrieren. Zum Beweis ihrer Treue lassen sich die Tis-Kartefas seitdem mit der Aufnahme in die Priesterschaft diesem Ritual unterziehen. | |
584 n.D. | Ein angeblicher Putschversuch des Militärs und von Teilen der Priesterschaft scheitert. Es folgt eine drakonische Säuberungswelle gegen tatsächliche oder mutmaßliche Putschisten unter den Muras. In Folge wird die Garde des Kar (die "Karsi") durch Söldner des Hauses Vala aus Dakor ersetzt. Die überlebenden Muras versinken in der Bedeutungslosigkeit, da keine weiteren Muras mehr ernannt werden. Es überleben nur 102 Muras die Säuberungen. Von deren Nachfolgern sind im Jahr 712 n.D. angeblich nur noch 37 übrig. | |
639 n.D. | Nach ungewöhnlich lang andauernden Regenfällen kommt es zu Missernten und die Lebensmittelpreise in Nergor steigen enorm an. Durch den Hunger bricht unter den Urbas und Satas in der Stadt ein Aufstand los, bei dem vor allem das Stadtteil Bellkor geplündert, gebrandtschatzt und verwüstet wird, viele dort wohnenden Menos werden verletzt oder getötet. Die Priesterschaft lässt daraufhin den Stadtteil abriegeln und erlaubt nur den wenigen fliehenden Menos ihn zu verlassen. Anschließend wird der Stadtteil durchkämmt und jeder angetroffene Urba oder Sata getötet, ein Großbrand vernichtet dabei viele der dortigen Anwesen und kostet weiteren Menschen das Leben. Hartnäckig hält sich bis heute das Gerücht, dass der Brand von Kriegern des Ser-Karfa gelegt wurde, um eigene Plünderungen der reichen Anwesen dort zu vertuschen. | |
672 n.D.
| Aus Nerfan geflüchtete Urbas haben eine verlassene Stadt am Oberlauf des Narfal wieder besiedelt und dort Zuflucht gefunden. Zehn Jahre später leben dort 8.000 Bewohner nach ihren eigenen Gesetzen und werden von Duan Nea'zar, einem früheren Priesteradepten angeführt. Sie nennen ihre Stadt Hoagor, die "Stadt der Hoffnung". Die Kunde von Hoagor bleibt in Nerfan nicht verborgen. Viele Urbas hatten sich zuvor schon nach dort aufgemacht und weitere wollen folgen, was die Wirtschaft Nerfans durch den Mangel an billigen Arbeitskräften in Mitleidenschaft zieht. Diejenigen, die bleiben wollen, werden zunehmend aufsässig und schließlich fürchtet die Priesterschaft (nicht ganz zu Unrecht) einen erneuten Aufstand der Urbas. Um dies zu verhindern und um Hoagor - den Stachel im Fleisch von Nerfan - zu vernichten wird ein Heer aufgestellt und ausländische Söldner angeworben. Die Urbas in Hoagor sind zwar gewarnt, haben aber keine Chance gegen das anrückende Heer. Die verzweifelten Verteidiger werden nieder gemacht. Doch auch mit den Frauen, Kindern und Alten in Hoagor kennen die Priester Nerfans keine Gnade - sämtliche Gefangenen werden enthauptet (ihre Köpfe werden auf lange Reihen von Stangen aufgespießt) oder werden auf noch bestialischere Weise auf den Plätzen von Nerfan getötet, um für alle Zeiten ein Exempel zu statuieren. Duan Nea'zar wird gezwungen diesem Grauen beizuwohnen, er wird selbst aufs grausamste gefoltert und verstümmelt und noch 5 Jahre in einem kleinen Käfig in Nergor am Leben gehalten bis er endlich stirbt. Mit ihm stirbt auch die letzte Hoffnung der Urbas auf ein besseres Leben. | |
712 n.D. | Kar Hichos VII. regiert (zumindest formal) Nerfan - in Wahrheit herrscht alleine die Priesterschaft. Der Kar ist 55 Jahre alt, weinerlich, fett und ziemlich debil. Seine beiden Schwestern sind Nejda (57 Jahre alt und leidlich machtbewusst), die keine Kinder hervor gebracht hat und Murnida (42 Jahre, gilt als ängstlich und wankelmütig). Es ist unwahrscheinlich, dass diese Generation des Kars von Nerfan noch Großes vollbringt und so richten sich die letzte Hoffnung der Einwohner des Landes auf das 7 Jahre alte Zwillingspaar, der Sohn und die Tochter Murnidas... |