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Auf Brautschau

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1. Spieltag (16.10.2014)

(von Si'Ga'Ta, die stürmische Wolke)

Es ist grauenhaft. Seit Wochen kennt der ganze Stamm kein anderes Thema, als die Zusammenkunft der Stämme. Jeder redet davon, welche sagenhaften Dinge er oder sie dort handeln möchte, welche Wunder es zu bestaunen gibt und natürlich reden sie von der Brautschau.

Dabei richten sich die Blicke jedes mal auf uns fünf, die wir nun nach 16 oder 17 Sommern im richtigen Alter sein sollten, um zum Mann oder (wie in meinem Fall) zur Frau zu werden. Als ob man dadurch zum Mann oder zur Frau würde, dass man einen Vertreter des anderen Geschlechts ergattert und diesen verschleppt. Oder von ihm verschleppt wird. Die vier Jungen, die mit mir groß geworden sind, kennen kein anderes Thema mehr als die Mädchen, die sie für sich erringen wollen: mit welchem Geprahle sie sie für sich einnehmen wollen (lächerlich), wie die Ärmsten sein oder aussehen müssen (beschämend - offenbar brauchen Frauen weder Arme noch ein Gesicht) und was sie dann mit ihnen machen werden (ekelhaft).

Doch nun sind wir hier und ihr Geprahle ist zu einem nervösen Krächzen verstummt. Ich könnte darüber lachen, wenn meine Kehle nicht selbst so zugeschnürt wäre. Die Ahnen haben mein Flehen nicht erhört, es ist kein Sturm aufgezogen und auch keine Büffelherde erschienen, die unsere Ankunft noch hätte verhindern können. Wir haben unser Lager wie es die Sitte gebietet im Norden der Flüsse aufgeschlagen. Besonders viele Stämme sind gerade nicht hier: ein weiterer Stamm der Sin-Tyrask lagert neben uns. Wie viele Mon-Tyrask sich im Westen, an der Mündung der beiden Flüsse in ihren hölzernen Hütten aufhalten und wie viele Tar'Tyrask die schaurigen Steinhäuser im Süden bewohnen weiß ich nicht.

Am Platz der Zusammenkunft mögen sich vielleicht hundert aufhalten, als wir fünf dort erscheinen. Hätte mein Vater mich nicht gezwungen, so hätte ich nie den Fluss überquert. Doch so stehe ich nun hier.

Wir versuchen zunächst etwas zu handeln.

Lau'Men'Tor, die fliegende Hand, der mit seinen fahlen weißlich-gelben Haaren wie ein Geist aussieht, versucht als Erster ein paar große Stücke aus dem weichen Bauchleder von Büffelkälbern einzutauschen. Ich mag ihn nicht besonders. Er ist hässlich und seit vor ein paar Monden meine Spange verschwunden ist, hab ich ihn im Verdacht sie gestohlen zu haben. Egal - ich brauche keine Spange und habe mir die Haare abgeschnitten, auch wenn Vater zornig deswegen war und mich die jungen Frauen im Stamm angesehen haben, als wäre ich eine Verrückte.

Jetzt gerade tut mir Lau'Men jedenfalls fast leid. Keine Frau (jedenfalls keine, die nicht gerade blind ist) wird sich mit einem fahlen Geist wie ihm einlassen und das weiß er auch. Er tauscht daher das Leder gegen ein paar von den seltsamen Münzen der Tar-Tyrask ein, um damit vielleicht ein Brautgeld für eine Einbeinige ohne Haar und Zähne bezahlen zu können.

Derweil verdingt sich Tao'Lei'Tor, der schnelle Wind, bei einem Tar-Tyrasker, der unfassbarerweise alleine zu dumm ist ein Pferd zu erwerben. Dieser gibt ihm tatsächlich einige Münzen dafür, um seine Meinung zu hören. Ich würde mit Freuden Münzen dafür geben, damit dieser Widerling seine unflätigen Worte für sich behält! Vor ein paar Jahren noch fand ich Tao'Lei ganz lustig, aber inzwischen widert er mich an.

Meinem Vetter Wi'Sin'Tor, dem wilden Büffel, gelingt es leider nicht etwas einzuhandeln. So stark und kriegerisch Wi'Sin auch sein mag - an einem Ort wie diesem ist er verloren. Doch er gibt mir ein gutes Gefühl, denn neben ihm komme ich mir nicht so dumm vor und Wi'Sin hat mich schon einige Male beschützt, wenn meine spitze Zunge mich in Schwierigkeiten gebracht hat.

Also raffe ich meinen Mut zusammen und frage einen Tar-Tyrask was er für die eisernen Pfeilspitzen möchte, die er anbietet. Warum jemand überhaupt Pfeilspitzen hergibt ist mir schleierhaft, doch nach einigem Hin-und-her (er besteht darauf mir zunächst diese seltsamen Münzen zu geben, mit denen ich dann anschließend die Spitzen bekomme) gibt dieser Dummkopf mir für vier Ledergürtel und eine Tasche tatsächlich fünf von den Spitzen! Tao'Lei bekommt für sein hochtrabendes Geprahle zum Pferdekauf übrigens auch fünf Spitzen - verstehe einer die Tar-Tyrask.

Und dann ist da noch Tan'To'Tor, die lustige Eule. Er ist schlau und hat in den letzten Wochen damit begonnen besonders zartes Büffelfleisch abzuhängen und hat damit offenbar einigen Erfolg bei den Mon-Tyrask. Doch so genau bekomme ich das nicht mit. Er soll nicht glauben, dass ich hinter ihm her laufe. Sicher wird er hier sofort eine schöne Frau finden und dann möchte ich nicht mehr in der Nähe sein. Vielleicht wäre es am Besten, wenn mich jemand aus dem Stamm verschleppt. Falls mich überhaupt jemand haben möchte.

2. Spieltag (30.10.2014)

(von ...)

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